
Cyber-Versicherungen boomen – Risiken steigen weiter
Angesichts zunehmender Hackerangriffe und Datenschutzverletzungen rücken Cyber-Policen in den Fokus von Unternehmen jeder Größe. Versicherer entwickeln neue Tarife und Services, doch die Risikobewertung bleibt komplex – insbesondere für KMUs.
In einer zunehmend vernetzten Welt, in der Unternehmen ihre digitalen Infrastrukturen immer mehr ausbauen, rücken Cyber-Versicherungen immer stärker in den Fokus. Hackerangriffe, Datendiebstahl, Datenschutzverletzungen und andere Formen von Cyberkriminalität nehmen kontinuierlich zu. Diese Risiken sind nicht nur ein Problem für große Konzerne, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs), die zunehmend zur Zielscheibe von Cyberkriminellen werden.
Die wachsende Bedrohung
Die Zahl der Cyber-Angriffe hat in den letzten Jahren weltweit dramatisch zugenommen. Laut dem jährlichen Bericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und anderer internationaler Sicherheitsbehörden stellen Cyberangriffe heute eines der größten Gefahrenpotenziale für Unternehmen dar. Die Angreifer sind immer raffinierter und die Angriffsziele immer vielfältiger. Häufige Bedrohungen umfassen Phishing-Attacken, Ransomware, DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service) und Datenschutzverletzungen, bei denen sensible Kundendaten gestohlen oder kompromittiert werden.
Unternehmen sehen sich durch diese Angriffe mit enormen finanziellen und reputativen Schäden konfrontiert. Der Diebstahl von Kundendaten kann zu massiven Bußgeldern und einem Vertrauensverlust führen, während ein Ransomware-Angriff, bei dem wichtige Daten verschlüsselt werden, zu erheblichen Betriebsunterbrechungen und Lösegeldforderungen führen kann. Besonders gefährdet sind dabei kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs), die häufig nicht über ausreichende Sicherheitsvorkehrungen und Expertise verfügen, um sich effektiv zu schützen.
Cyber-Versicherungen als Lösung
Angesichts dieser wachsenden Bedrohung wird die Nachfrage nach Cyber-Versicherungen immer größer. Diese Policen bieten Unternehmen einen finanziellen Schutz gegen die Folgen von Cyberangriffen, indem sie Schäden, die durch Datendiebstahl, Betriebsunterbrechungen oder die Wiederherstellung von Systemen nach einem Angriff entstehen, abdecken. Doch obwohl Cyber-Versicherungen ein wichtiges Instrument im Risikomanagement darstellen, sind sie auch mit Herausforderungen verbunden.
Versicherer reagieren auf die gestiegenen Risiken, indem sie ihre Tarife und Services kontinuierlich weiterentwickeln. Während große Unternehmen oft maßgeschneiderte Lösungen erhalten, sehen sich KMUs mit spezifischen Problemen konfrontiert. Zum einen haben kleinere Unternehmen oft nicht die nötigen Ressourcen, um ihre IT-Infrastruktur entsprechend abzusichern, was die Risikobewertung für Versicherer erschwert. Zum anderen fehlt es vielen KMUs an umfassendem Wissen, um die richtigen Cyber-Sicherheitsstrategien umzusetzen.
Komplexe Risikobewertung
Die Risikobewertung für Cyber-Versicherungen bleibt eine komplexe Aufgabe, da sie weit mehr als nur die Frage betrifft, wie sicher ein Unternehmen in der digitalen Welt ist. Neben technischen Aspekten wie der Qualität der IT-Infrastruktur und der Absicherung von Daten müssen Versicherer auch die betriebliche Sicherheitskultur und das Verhalten der Mitarbeiter berücksichtigen.
Ein großes Problem für Versicherer ist die mangelnde Transparenz. Viele Unternehmen haben keine klaren Prozesse oder Verantwortlichkeiten, wenn es um Cyber-Sicherheit geht. Die Absicherung von Netzwerken und Systemen erfolgt oft unzureichend oder ist nur auf die Grundbedürfnisse ausgerichtet. Auch Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter im Hinblick auf Phishing-Angriffe und andere Bedrohungen sind in vielen Unternehmen noch nicht flächendeckend etabliert.
Daher müssen Versicherer bei der Kalkulation der Prämien und der Festlegung von Deckungen oft auf individuelle Risikoeinschätzungen zurückgreifen. Das bedeutet, dass der Preis für eine Cyber-Versicherung stark von der konkreten Risikosituation eines Unternehmens abhängt. Wer weniger in Cybersicherheit investiert hat, muss mit höheren Prämien rechnen. Gleichzeitig gibt es aber auch Versicherer, die speziell auf KMUs zugeschnittene Tarife anbieten, die sich an deren oft begrenztem Budget orientieren.
Innovationen in der Cyber-Versicherung
Die Versicherungsbranche hat auf diese Herausforderungen reagiert, indem sie neue Tarife und Services entwickelt hat. Neben klassischen Cyber-Versicherungen, die Schäden nach einem Vorfall abdecken, bieten immer mehr Versicherer auch präventive Maßnahmen an, wie etwa Beratungsdienste zur Verbesserung der IT-Sicherheit oder Schulungen für Mitarbeiter. Diese Zusatzleistungen sollen dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Cyberangriffs zu verringern und das Risiko für Unternehmen zu senken.
Ein weiterer Trend sind sogenannte „Pay-per-Use“-Modelle, bei denen die Versicherungskosten flexibel an den tatsächlichen Bedarf eines Unternehmens angepasst werden. Dies erleichtert es insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen, eine Cyber-Versicherung abzuschließen, die ihren individuellen Anforderungen entspricht.
Fazit
Die zunehmende Digitalisierung und die steigende Zahl an Cyberangriffen machen Cyber-Versicherungen zu einem wichtigen Bestandteil des Risikomanagements für Unternehmen aller Größenordnungen. Insbesondere KMUs, die häufig nicht über die nötigen Ressourcen und Expertise verfügen, sind auf den Schutz durch Cyber-Versicherungen angewiesen. Doch trotz des Booms in diesem Markt bleibt die Risikobewertung eine Herausforderung, die Versicherer vor neue Aufgaben stellt. Unternehmen müssen daher nicht nur auf den Schutz durch eine Versicherung setzen, sondern auch aktiv in ihre IT-Sicherheit investieren, um die steigenden Risiken zu minimieren und ihre Cyber-Versicherung sinnvoll zu nutzen.
Von Stan •
comments
Add comment